T. Lucretius Carus

Geboren um 96 v. Chr., gestorben um 53 v. Chr.

Römischer Dichter

Soziale Herkunft und Stellung sind nicht bekannt.

Lukrez war ein römischer Dichter, der den Römern die Philosophie Epikurs nahe bringen wollte. Er lebte in einer Zeit, in der Kriege und Bürgerunruhen an der Tagesordnung waren. Da dieses Handeln der epikureischen Lehre widersprach, nach der Lust zu streben und Unlust zu vertreiben, zog Lukrez es vor, im Verborgenen zu leben und sich mit der Philosophie statt mit Staatsgeschäften zu befassen. Das einzige von ihm bekannte Werk, das Lehrgedicht „De rerum natura“, gilt als das älteste überlieferte römische Lehrgedicht. Hierbei benutzt Lukrez Stilmittel nicht vorrangig zur Ausschmückung des Werkes, sondern zur Verdeutlichung der Lehre, da diese ihm wichtiger erscheint. Das Gedicht, das aus sechs Büchern besteht, ist folgendermaßen aufgebaut:

           

Buch 1 und 2 befassen sich mit der Atomlehre, die letztlich auf Demokrit und Leukipp zurückgeht. Danach sind die Atome, die eine unvergängliche Urmaterie darstellen, in ständiger Bewegung im leeren Raum, durch Kollisionen wird die Natur erschaffen. Durch diese Theorie verdeutlicht Lukrez, dass die Natur nicht von den Göttern erschaffen wurde, so dass auch der Mensch nicht nach dem Willen dieser handelt, sondern nach seinem eigenen freien Willen. Daraus resultierend muss der Mensch keine Furcht vor den Göttern haben.

Buch 3 und 4 beschäftigen sich mit der menschlichen Seele, die Lukrez in die Geistseele (animus) und die Leibseele (anima) einteilt. Wichtig ist dabei, dass Lukrez die Seele als sterblich ansieht, woraus resultiert, dass der Tod den Menschen nichts angeht. In der Lehre von den Sinneswahrnehmungen wird beschrieben, dass sich die simulacra von der Oberfläche der Dinge lösen, in das Auge eindringen und dann schließlich an den animus weitergegeben werden. Dadurch wird auch die stoische Lehre von der göttlichen Vorhersehung abgelehnt, da die Wahrnehmung nicht von den Göttern verliehen wird, sondern auf einer zufälligen Anordnung von Atomen beruht. Dadurch steht sie dem Menschen zur freien Verfügung.

Buch 5 und 6 handeln von der Entstehung und Fortentwicklung des Weltalls, der Erde und des Menschen. Hierbei geht Lukrez im Gegensatz zur stoischen Lehre davon aus, dass die Welt vergänglich ist und nicht von Göttern erschaffen wurde, allein die Atome sind seiner Ansicht nach ewig. Durch die Darstellung der kulturellen Entwicklung der Menschheit übte der Autor auch Kritik an der eigenen Zeit, die von den klassischen römischen Tugenden und religiösen Vorstellungen geprägt war. Im sechsten Buch versucht Lukrez verschiedene Naturphänomene wie etwa Blitz, Donner, Gewitterentstehung, Regen, Wolkenbildung und Seuchen zu untersuchen und erklären. Hierbei rückt er von der zur damaligen Zeit üblichen Vorstellung ab, dass solche Ereignisse Ausdruck des göttlichen Willens seien.

Quellen:

Schütze, Oliver (Hg.): Metzler Lexikon antiker Autoren, Stuttgart 1997, 425-427.

Lukrez: De rerum natura, ausgewählt von Ferdinand Broemser, 3. Aufl., Münster 1980, VI–XI.

Verfasserin: Miriam Schlick (Leistungskurs 12 (2006/07))