Die vita des Marcus Fabius Quintilianus im Vergleich zu der des Cicero

 

 

 

Marcus Tullius Cicero

 

Marcus Fabius Quintilianus

* 100 v. Chr. in Arpinum (Italien)

 

* 35-40 n. Chr. in Calgurris (Spanien)

Ausbildung in Griechenland und Rom

Es zeigt sich hieran, dass Spanien zu Zeiten Quintilians bereits romanisiert war, sodass Quintilian in Rom studieren konnte. Außerdem war zu Ciceros Zeiten vor allem Griechenland für Rhetorik und Philosophie bekannt, während im Jahre 57 n. Chr. auch Rom einen sehr guten Ruf in diesen Bereichen genoss, was unter anderem an Cicero selbst lag.

Studium in Rom (57)

Arbeit als Politiker, Philosoph, Schriftsteller, Redner und Anwalt

An den folgenden Punkten im Leben der beiden lässt sich einiges feststellen.

Cicero lebte in der Republik. Folglich konnte er eine politische Karriere machen und kritische Texte veröffentlichen.

Quintilian hingegen lebte in der Kaiserzeit, eine politische Karriere war also nicht möglich. Ebenso ist an den Stationen in seinem Leben erkennbar, wie nah er sich an den jeweiligen Herrscher gebunden hat, was für ihn am einfachsten und sichersten in seiner Zeit war.

Hätte er etwas kritisches gegenüber dem Kaiser veröffentlicht, wäre er wohl ziemlich schnell „beseitigt“ worden.

Arbeit als Anwalt, Rhetoriklehrer und Schriftsteller

Cursus honorum“ gipfelte 63 v. Chr. im Konsulat.

Niederschlagung der Catilinarischen Verschwörung

Erster staatlich bezahlter Rhetoriklehrer (68 n. Chr.)

55 v. Chr. Verbannung aus Rom

Heirat (82 n. Chr.)

50 v. Chr. Rückkehr nach Rom

Veröffentlichung von „De causis corruptae eloquentiae“

Bürgerkrieg auf Seiten des Pompeius und anschließende Begnadigung durch Caesar
(47 v. Chr.)

Erzieher der Söhne und Neffen des Domitian (89 n. Chr.)

43 v. Chr. aus politischen Gründen ermordet

Verleihung der „Consularia ornamenta“ (höchste Nichtsenator- Auszeichnung) und Veröffentlichung von „Institutio oratoria“ (95 n. Chr.)

95/96 n.Chr. gestorben in Rom

 

Jan Salewski

Lk Latein 13 (2007/08)

 

 

 


 

Marcus Fabius Quintilianus – institutio oratoria

 

 

Buch XII - Aufbau und Inhalt

 

Das Werk „institutio oratoria“ (Ausbildung des Redners), das Quintilian im Jahre 95 n. Chr. schrieb, teilt sich in zwölf Bücher. Er beschreibt in diesem Werk den systematischen Lehrgang von der Kindererziehung bis zur Ausbildung des erwachsenen Redners. „Institutio oratoria“ wird als Zenit der antiken Rhetoriklehre angesehen.

Dieses Referat befasst sich mit dem zwölften und letzten Buch dieses Werkes.

Das Buch teilt sich wiederum in 11 Kapitel, in denen Quintilian auf die Beschaffenheit des idealen Redners (vor Gericht) eingeht. Es sind dabei einige Parallelen zu Ciceros „orator“ nicht zu verkennen, was daraus resultiert, dass Quintilian Cicero als sein Vorbild sah.

Zum Zwecke seiner Argumentationen beruft er sich an einigen Stellen auf weitere berühmte Redner neben Cicero, wie zum Beispiel auf M. Antonius, M. Cato, L. Crassus.

 

 

 

1. Kapitel:

- autarkes moralisches Fundament

- „Ehrenmann der reden kann“ (Cato)

- schlechter Mensch kann niemals idealer Redner sein, allein schon, weil vor Gericht der gute Mensch mehr Vertrauen genießt.

- Cicero nicht als idealer Redner, aber als diesem am nächsten

 

ð  Die sittliche Grundlage der echten Redekunst

 

2. Kapitel:

- Vervollkommnung der Tugenden durch Schulung / Bildung

- Schulung nötig, da der, der um die Tugend nicht weiß, sie nicht inne haben kann

- alle Teile der Philosophie müssen Angelegenheit des Redners sein (vgl. Cicero)

 

ð  Die sittliche Ausbildung

 

3. Kapitel:

- Wissen über Rechtswesen im Staat (alle Bereiche)

- nicht nur im Gerichtsprozess selbst reden, es müssen auch Vorbereitungen getroffen werden und diese sind vom Redner selbst zu verrichten.

- der Redner muss nicht nur die durch Schrift und Brauch festgelegten Gesetze kennen, er muss auch Rechtssätze aus Gutachten auslegen können

 

ð  Rechtskenntnis

4. Kapitel:

- umfassende Kenntnis von Bespielen aus alter und neuer Zeit

- dabei nicht nur aus der Geschichtsschreibung, sondern auch aus der Dichtung (berühmte Werke)

 

ð  Die notwendige Geschichtskenntnis

 

5. Kapitel:

- Ausrüstung des Redners: Fülle von Worten und Figuren; Auffindungslehre; Übung in der Gliederung; Kraft des Gedächtnisses; Reiz des Vortrags

- sowie: Standhaftigkeit, Selbstvertrauen; Tapferkeit

 

ð  Rüstzeug des Redners

 

6. Kapitel:

- keine Altersbegrenzung vor Gericht (Demosthenes sprach schon als Knabe vor Gericht)                

- kein zu voreiliger Einstieg noch ein zu später wird geraten

- langsames Heranführen als beste Einstiegsmethode, da pure Theorie als Vorbereitung ungenügend

 

ð  Tätigkeit vor Gericht

 

7. Kapitel:

- ein Ehrenmann verteidigt zwar lieber, als dass er anklagt, allerdings benötigt auch diese eine angemessene Stimme

- der Redner soll weder seinen Dienst an Höhere und nur gegen Niedere verkaufen noch andersherum, diese Arten des Ehrgeizes sind unerwünscht

- Maß halten bei Entlohnung, das zum Leben notwendige reicht aus, darüber hinaus kann der Redner aber Gebrauch vom gegenseitigen Wohlwollen machen    

 

ð  Übernehmen von Gerichtsfällen

 

8. Kapitel:

- die Einarbeitung in das Thema ist die Grundlage der Rede

- eine vorzeitige, gründliche Studie

- Mandanten ermahnen, genaue und richtige Informationen zu geben, dazu am besten mehrmalige Darlegungen

- misstrauischer Anwalt ist der Beste

- nachdem der Redner mit der Thematik vertraut ist, ist es hilfreich, wenn er sich als Richter gibt und alles erneut aus dessen Sicht überprüft

 

ð  Die Einarbeitung

 

9. Kapitel:

- Konzentration auf den Fall, nicht auf Selbstdarstellung

- nicht einen vom Thema dürftigen Fall mit Schlechtmacherei (wahrheitsgemäß oder nicht) füllen

- größte Sorgfalt; keine ausgetüftelte Reden (außer bei erste Verhandlung oder öffentlichen Vertagten, da die Gegenpartei anders agieren kann als geplant / mehrere Möglichkeiten überdenken / stets gerüstet sein

 

ð  Das Auftreten vor Gericht

 

 

10. Kapitel:

- asiatischer Stil: schwulstig und hohl

- attischer Stil: knapp und gesund

- Mittel = rhodischer Stil: weder knapp noch schwulstig

- attischer Stil als bester Stil: jede Sache hat ihre Bezeichnung, warum sollte sie durch Metaphern oder ähnlichem umschrieben werden, das ist unnatürlich

- iscnon =  schlicht

adron = gedrungen

anqhron = blühend

sind Redearten. Wobei die erste zum Darlegen von Sachverhalten, die zweite für das Erregen von Gefühlen und die dritte je nach Situation zum Unterhalten oder zum Gewinnen einer Debatte zu gebrauchen ist.

- damit ist noch nicht die volle Beredsamkeit definiert, es gibt weitere Abstufungen sowie Mittelwerte

- idealer Redner muss sich dieser aller je nach Sachlage bedienen können

 

ð  Die Stilgattungen

 

11. Kapitel:

- frühzeitig das Ende der Karriere planen und auch antreten

- mit zunehmendem Alter treten gehäuft Defizite in einigen Bereichen auf, die Reden werden schlechter, wodurch das Ansehen sinkt

- daher besser früh genug zurückziehen, um mit dem vollen Ansehen und ungebrochen in den Ruhestand zu gehen

 

ð  Beendigung der Tätigkeit

 

 Daniel Leicht
Lk Latein 13 (2007/08)

 


 

Marcus Fabius Quintilianus

Interpretationsansatz - institutio oratoria XII 1,1-13

 

Pascal Bredenbröker
Lk Latein 13 (2007/08)